Mit dem Verschwinden der herrschenden und dadurch auch regulierenden Macht im Fürstentum, verschwand ebenfalls zur Gänze das angestammte Militär. Jeder Ritter folgte mit Mann und Maus dem königlichen Ruf um Ruhm und Ehre zu erlagen für sein eigenes Adelsgeschlecht. Niemand von Rang oder Amt scherte sich um die Hinterbliebenen und Zurückgelassenen.
Das herrschaftliche Nichts wurde zügig gefüllt durch allerey niederträchtiges Gesocks. Straßenräuber, Erpresser und Diebe streben schnell danach diese Leere zu übernehmen um künftig die Straßen, Marktplätze und Städte zu kontrollieren. Einzig den noch in den Städten verbliebenen Stadtwachen ist es zu verdanken, dass keine astillischen Zustände im Fürstentum Silberbach vorherrschten. Ihnen allein ist es zu verdanken, dass Recht und Ordnung zumindest noch einen Wert hatten. Wenn auch nur einen geringen.
Nach kurzer Zeit dieser unwürdigen Zustände standen bewaffnete Söldner vor den Toren der Städte und boten ihren Klingendienst gegen klingende Münze, Nahrung und vor allem Met und Wein an. Zu Beginn dieser wirren Zeiten waren diese Söldnerbanden zumeist sehr unorganisiert und hatten fast bei jeder weiteren Verhandlung einen neuen Anführer zu benennen. Diese boten Sicherheit gegen klingende Münze und verpflichteten sich für einen begrenzten Zeitraum Schutz jeglicher Art zu gewähren. Falls ein Söldner bei einem Auftrag ums Leben kam, kümmerte sich allerdings keiner um die hinterbliebene Familie. Um diesen unrühmlichen Zustand zu verbessern, boten die bestehenden Gilden und Zünfte der Städte an, diese losen Haufen als eigenständige und gleichberechtigte Gilden anzuerkennen. Allerdings mussten diese sich dann auch an die selben Prinzipien der Gilden und Zünfte halten.
Nachdem auch hier nach fast zwei weiteren Sommern endlich eine Einigung erzielt wurde, gründeten sich schnell die heute überall anzutreffenden Gildesöldner. Sie hatten ein festes Einkommen, sichere Unterkunft, immer genügend Nahrung und vor allem Met und Wein. Ihre Aufgaben lagen zumeist in der Absicherung von Handelswegen, dem Schutz der Handelszüge und dem Aufspüren von Wegelagerern, Plackern und Dieben außerhalb der Städte. Seit dieser Zeit kümmert sich eine jede Söldnergilde um die verbliebenen Familien, sofern ein Gildesöldner sein Leben im Dienste lies. Der Schandfleck wurde getilgt.
Innerhalb der Städte übernahmen weiterhin die Stadtwachen die Aufgabe für Recht, Schutz und Ordnung zu sorgen. Der Unterschied zu früher lag nur darin, dass ihr Sold nicht mehr von einem Adelsträger stammte, sondern dass die Gilden der einzelnen Städte hierfür aufkamen.
Söldnergilden
Mit dem Beschluss aus dem großen Thing von Silberbach, wurde es den losen Söldnerhaufen erlaubt und ausdrücklich gestattet ihr Kriegshandwerk als Gilde anbieten zu dürfen. Damit wurde der Weg vom stehenden und sehr teurem Heer zu einem selbstversorgenden und ständig geübten Kämpferheer geebnet.
Hier werden lediglich einige der bekanntesten und größten Söldnergilden aufgeführt. Es gibt derlei viele kleinere und größere. Sie alle haben eines gemein, ihr Banner und Schild zeigt zumeist ihre grundsätzliche Ausprägung beim Einsatz von Waffen und ihrer Taktiken.
Nördliche Mark – Riesiger Wald mit vielen Flüssen, Bächen und Seen
Das Banner der Nordmark Armbruster ist auf den ersten Blick sehr schlicht gehalten. Es zeigt deutlich die bevorzugte Wahl an Waffen der angeschlossenen Gildesöldner und ihre Vorliebe aus dem Hinterhalt oder während der Nacht zuzuschlagen.
Im unteren Teil des Banners wird ihre Treue und Loyalität zum thanthanischen Lebenszyklus angepriesen. Mit ihrer Wahl gleich zwei königliche Schwingen auf ihr Banner zu prangen, wird den Gildesöldnern der Nordmark Armbruster von einigen Städten aus der östlichen Mark allerdings auch Hochmut unterstellt.
Die Schwarzeber trifft man zumeist – auch wenn es fast nach einem unglaubwürdigen Scherz klingt – in der Taverne „Zum spitzen Keiler“. Diese befindet sich im Herzen der nördlichen Mark, in der befestigten Stadt xxxx.
Das Banner der Schwarzeber zeigt nicht viel. Einen aufgerichteten, zum Kampf bereiten Eber in schwarz gehalten mit zwei mächtigen Hauern. Mehr ist nicht zu sehen. Was man hingegen sicher sagen kann ist, dass die Schwarzeber nicht sonderlich zimperlich sind, wenn es darum geht, ihr Kriegshandwerk mit all ihrem dreckigen Manövern einzubringen. Ob durch rabiate Gewalt oder rohe Kraft. Die Schwarzeber sollte man niemals unterschätzen.
Spricht man von den gut bezahlten und wirklich gut bewaffneten Beschützern der Handelszüge, so werden in der nördlichen Mark grundsätzlich auch die Gildesöldner vom Achsbruch genannt.
Sie zeichnen sich durch handwerkliche Fertigkeiten aus. Bricht eine Achse oder ein Rad, so können diese Gildesöldner herzhaft mit anpacken. Sollten sich Wegelagerer hingegen an den Waren der Handelszüge verbreifen wollen, greifen die Achsbrucher ebenso beherzt, wenn nicht sogar beherzter zu ihren Waffen. Allesamt sind das Äxte und Hämmer. Dass es hier und da zu einem unfreiwilligen Knochenbruch kommt, liegt wohl sehr nahe.
Östliche Mark – Gebirgsregion
Nicht selten verstecken sich Wegelagerer, Plünderer oder Mörder nach ihrer schändlichen Tat in den Unwirren der Gebirgsregion von Silberbach.
Und genau hier sind die Söldner der Kettengilde im Einsatz. Niemand sonst kennt alle Täler, Höhlen und Ziegenpfade über und um die Berge herum so gut wie die Kettensöldner. Habt Acht ihr Halunken, Betrüger und Gauner … die Kette ist nicht weit und euer Schicksal damit besiegelt.
Die Grauwölfe hingegen sind von ganz anderer Natur. Sie durchstreifen die Berge in der Nacht und jagen ihre Beute zumeist wie die Wölfe selbst, im Rudel.
Von Fallen bis über gelungene Hinterhalte, die Grauwölfe zeigen ihr hohes Können der Kriegskunst in allen Belangen. Nicht selten ziehen sie Wolfsköpfe über ihre Helme um in der Dunkelheit der Nacht durch das Grauen selbst den Feind zu schlagen.
In den niederen Tälen, wenn frühmorgends der Nebel aufsteigt und die Sicht auf nur wenige Schritte begrenzt, genau da finden sich die Gildesöldner der Kriegssensen.
Sie sind die kühnsten und standhaftesten Söldner wenn es darum geht einen Wagenzug sicher und unbeschadet durch die Berge zu führen. Sieht man ihr Banner, so überlegt man es sich besser zweifach ob es sich lohnt die Beute mit eigen Blut zusätzlich zu bezahlen.
Südliche Mark – Küstenregion
Einst waren die Söldner der Krabbenspeere selbst Fischer in den küstennahen Gewässern. Während der unbeherrschten Zeit nach dem Auszug des Adels trieb sich sehr viel Gesindel auf den Küstenstraßen herum und plünderte alles was nicht festgebunden oder bewacht war.
Durch den Zusammenschluss der Fischer entstanden nun die Krabbenspeere und behüteten ihr Hab und Gut, das Leben in den Dörfern und hielten die Ordnung aufrecht.
Hütet euch an den Küsten vor den Söldnern der Blauen Seeschlange. Sie verwenden im Kampf häufig Taktiken zur Verwirrung der Gegner und schlagen über die Flanken erbarmungslos zu.
Neben Bögen und Armbrüsten, verwenden diese Gildesöldner aus reiner Lust am Kriegshandwerk sehr gerne Hämmer und Streitkolben. Zumeist mit spitzen Dornen versehen, um dadurch noch mehr Angst und Schrecken in den Reihen der Wegelagerer zu sähen.
Kein Gildesöldner gleicht dem anderen. Die Söldner von der Gilde zum Seehecht nehmen ungern Aufträge unter der Sonne an. Es ist ihnen zumeist zu warm und zu anstrengend, um bei Tage an den Küsten ihren Dienst zu verrichten.
Viele Händler schätzen diese träge Art der Seehechte, zumal sie einiges an verderblichen Waren mit den Karren transportieren, welche bei starker Sonne ansonsten nur für die Hunde bleiben würde. Langsam und bedächtig, wie der Seehecht selbst, lassen sich die Gildesöldner mit den Wagen und Karren die Küstenstraßen hinauf und hinab treiben.
Silberbacher Mark – Kornkammer und Herz von Silberbach
Nichts ist gefährlicher als ein Bolzen aus dem Hinterhalt. Kein anderer Gildesöldner beherrscht diese Waffe so meisterhaft wie die Silberbacher Armbruster.
Benötigt man den Schutz seiner Wagenladungen innerhalb einer Karawanserei vor Raub und Plünderung, so heuert man nur zu gerne diese Gildesöldner an.
Die Söldner der Schandgeige sind ganz und gar keine Schande in der Silberbacher Mark. Ist ein Verbrecher auf der Flucht, versteckt sich in den Wäldern oder versucht gar die Mark zu verlassen, sind die Schandgeigen im bereits längst auf den Fersen.
Keine andere Söldnergilde ist so erbarmungslos bei der Jagd und Festsetzung von Gesetzesbrechern sie die der Schandgeige.
Oft entladen Seehändler ihre Waren an selbst erbauten Pieren entlang der Silberbacher Bucht. Ist das Schiff erst einmal vertäut, so ist es Plünderern ein Leichtes die Händler und die Mannschaft zu überfallen.
Und hier kommt die Kunst der Söldner von der Ankertau Gilde zum Tragen. Keiner anderen Söldnergilde innerhalb der Mark gelingt es so gut eine ungesicherte Löschung so gut abzusichern.
Westliche Mark – Sumpf- und Moorgebiete mit fielen Flüssen und Bächen
In den Sümpfen und Mooren der Mark sind die Wege lang und beschwerlich. Nicht selten lauert in den schmutzigen Wasser das ein oder andere Ungetüm auf den unachtsamen Wanderer.
Die Panzerechsen sind wie das gleichnamige Ungetüm der Sümpf auch selbst schwer gepanzert, träge und zugleich gefährlich. Niemand sonst kennt diese Moore und Sümpfe und die Wege drumherum besser als die Gildesöldner der Panzerechsen.
In den Sümpfen und Mooren treiben nicht nur Ungetüme ihr Unwesen, sondern auch vielerlei Kleingetier ist nicht minder gefährlich. Die Gildesöldner vom Gelben Stich haben sich eben diese Gefahr zu Nutzen gemacht.
Oftmals bestreichen sie ihre Waffen mit dem lähmenden Gift des kleinen, auffällig gelben Frosches, dem Gelben Stich. Sein Gift gibt beim ersten Kontakt das Gefühl eines Stichs, daher sein Name. Die Lähmung hält bis zu 15 Augenblicke an.
Seestreitkräfte
Blickt man auf die einst stolze und mächtige Flotte des Fürstentums, so wird es jedem Seemann schwer ums Herz. Mit dem Abzug der Streitkräfte zu Lande wurden sehr viele Gelehrte, Meister und Großmeister gegen klingend Münze verpflichtet, um den Tross zu erweitern und zu vergrößern.
Das Fehlen der Handwerker aus den Gilden und Zünften gab sich vielerorts schnell und überaus deutlich zu erkennen. Fehlende Nägel vom Dorfschmied, fehlende Bretter von Sägewerk, fehlender Lehm von den Ziegelmachern, fehlendes Tuch von den Webern, fehlendes Tau von den Seilmachern, wenig bis gar kein Mehl aus den Mühlen. Diese Aufzählung der fehlenden Güter könnte sich beliebig fortsetzen lassen und zeigt nur einen kleinen Teil dieser entbehrungsgeschwängerten Zeit.
Wie auch die Bauten der Städte und Weiler in kurzer Zeit verfielen, so verfielen die Schiffe der Seestreitkräfte in gleichem Maße. Sie allesamt sind momentan in einem erbärmlichen Zustand und können ausschließlich nur im küstennahen Seegewässer eingesetzt werden. Die Zahl der einsatzfähigen Kriegsschiffe ist nicht bekannt.
Soldatenwesen zu Land
Eines der dunkelsten Kapitel der Geschichte des Fürstentums ist das schändliche Versagen und Vergessen der Pflichten eines Würdenträgers gegenüber dem Volke. Ein Jeder von Stand zog aus, um dem königlichen Ruf zur heiligen Queste Folge zu leisten. Sie banden Männer, Knechte, Handwerker, Schmiede und viele mehr an sich durch Schwur, durch Zwang und mancherorts durch viel klingend Münze. Ebenso befahlen sie dem stehenden Heer ihre Garnisonen zu verlassen und sich für den Krieg im Norden jenseits des großen Walls zu wappnen. Einem Krieg, weit entfernt vom Fürstentum. Unzählige Soldaten reihten sich ein in dem Strom gen Norden und kehrten nie wieder.
Lediglich den Stadtwachen ward der Befehl nicht gegeben. Sie blieben in ihren Kommandanturen innerhalb der Städte und verrichteten weiter ihren Dienst. Geflissentlich, treu und loyal. Ihnen allein ist es zu verdanken, dass die Städte selbst nicht in Mordes- und Raublust ertrunken sind. Die Stadtwachen selbst wurden teilweise unterstützt von den zurückgelassenen Soldaten und Offizieren. Zum Zeitpunkt des Abmarschbefehls wurden sie ausgemustert, ohne Sold, ohne Brot und Met. Unter den Stadtwachen fanden sie eine neue Heimat.
Heute, viele Sommer nach dem Auszug des Adels, ist kein nennenswert stehendes Heer mehr vorhanden. Die Gildesöldner bilden ein gutes Rückgrat für den Ernstfall.
Mögen uns das Pantheon wohl gesonnen sein und uns diese Prüfung niemals auferlegt werden. Auf dass die Tücher stecken bleiben.