Küchenmeysterey – Lehmofen

Bautagebuch … das Projekt nimmt seinen Lauf …

Lehmofen auf Kaltenberg

Im letzten Jahr konnten wir uns für unser Lager in Kaltenberg einen Lehmofen ausleihen. Dieser wurde ausgiebig getestet und wir waren schnell davon überzeugt, dass wir für das nächste Lager unseren eigenen Lehmofen brauchen.

Mit viel quengeln und überreden habe ich unseren Abteilungsleiter schließlich dazu gebracht, dass er sich ernsthaft damit auseinandersetzt einen eigenen Lehmofen für die Gruppe zu bauen. Nach zwei Tagen Recherche war es dann soweit, unser lieber Stefan hat gleich mal ein paar Hundert Kilo Lehm bestellt und eine Metallwanne bei unserem Lieblingsehrenmitglied geordert. Sogar die nötigen Schamottsteine konnten von Holger sehr kostengünstig organisiert werden.

Jetzt fehlt uns nur noch besseres Wetter und dann kann die Arbeit an unserem eigenen Lehmofen auch schon losgehen. Wir werden euch über dieses Projekt auf dem Laufenden halten.

[Nina, die glückliche Küchenfee]


Tag 1 – 08.04.2016: Das Fundament (Teil 1)

Stahlwanne

Um das Projekt Lehmofenbau starten zu können, wurde erst einmal eine große Einkaufsrunde zum Kauf der noch fehlenden Materialien für das Ofenfundament gestartet.

Im Lager angekommen, wurden zuerst die Kanten der im Voraus angefertigten, 80x120cm großen Edelstahlwanne (besonderen Dank hierfür nochmals 🙂 ) mit einer Schruppscheibe entgratet sowie die Oberfläche gesäubert.

Einsanden der Schamottsteine

Die nun fertige Wanne wurde nun auf zwei Holzpaletten gestellt, damit der fertige Ofen später besser transportiert werden kann.

Anschließend mischten Stefan S. und Holger B. die ersten 40 kg Beton-Estrich an und verteilten diesen als Grundfundament für die Schamottsteine in der Wanne.

[Laura Nowak]


Tag 2 – 09.04.2016: Das Fundament (Teil 2)

Schamottsteine zurechtschneiden

Nachdem über Nacht die erste Schicht Beton-Estrich fast getrocknet war, wurden nun weitere 60 kg davon angerührt und gleichmäßig darauf verteilt.

Danach wurden die 26 Schamottsteine, teilweise auf Maß geflext, im Beton schwimmend verlegt.
Diese sollen später im fertigen Lehmofen die Hitze möglichst lange speichern.

Zum Abschluss wurden die noch offenen Fugen mit dem restlichen Beton gefüllt.

Um weiter arbeiten zu können musste das nun fertige Fundament erst einmal weitere 12 Stunden trocknen.

[Laura Nowak]


Tag 3 – 10.04.2016: Spielen im großen Sandkasten

Der wahre Sandkasten

Um später die Ofenform aus Lehm aufbauen zu können, war das Ziel des Tages, den Innenraum des Ofens aus Sand zu formen – kurz gesagt; ein Negativ des späteren Ofens zu erstellen.

Sandform

Dazu musste zu Beginn die spätere Wandstärke von der Gesamtfläche des Fundamentes abgezogen und abgemessen werden, um den äußeren Rand der Sandform zu definieren und einzuzeichnen.

Von der nahegelegenen Sandgrube wurden nun drei große Eimer Sand – insgesamt ca. 210 Liter – geholt und mit Wasser angefeuchtet. Daraus wurde anschließend die Form modelliert.

Nun muss das ganze etwas antrocknen und sich nass setzen, weil andernfalls noch zu viel Luft im Sand wäre und so später die Form unter dem Gewicht des Lehms einbrechen würde.

So sieht nun die fertige Negativform aus und freut sich auf unser Erscheinen am nächsten Wochenende 😉

[Laura Nowak]


Tag 4 – 16.04.2016: Matschepampe und sein Kind

Endlich ist es soweit … die Sandform ist immer noch fest und leicht feucht und es ist nun an der Zeit, für die Ofenhülle die ersten Säcke Lehm mit Schamott anzurühren.

Für zwei Sack á 25kg haben sich 13l Wasser als perfekt herausgestellt.

Die ersten beiden etwa 1cm dicken Schichten der späteren Hülle wurden im Wechsel mit „Hasendraht“ aufgebracht.

Dabei wurde darauf geachtet, dass das Drahtgewebe immer abwechselnd (kreuzweise) gelegt und die Lehmschichten sauber ineinander gearbeitet wurden.

Es wurden nun drei weitere Schichten mit jeweils etwa 1,5 – 2cm Dicke aufgebaut. Dazwischen wurde ebenfalls das Drahtgeflecht eingearbeitet.

Damit ist der Ofen nun um weitere 100kg schwerer.

Bevor die restlichen Schichten nächstes Wochenende aufgebaut werden können, müssten noch die Öffnungen definiert und „eingebaut“ werden, was wir mit jeweils zwei Lagen 3,8er Buchen-Leimholz realisierten.

Nun war es dann erstmal Zeit für eine Grillpause und ein kleines Stoßgebet, dass alles auch hoffentlich fest wird 😉 in den nächsten 10 Wochen.

[Holger Berg]


Tag 5 – 14.05.2016: Ein bischen Schwund ist immer ..

Nach etwa drei bis vier Wochen später stellte sich immer mehr und mehr heraus, das der Ofen höchstwahrscheinlich halten wird, und auch schrumpft. Das ist gut so, er soll ja schrumpfen, denn Matschepampe – Wasser = irgendwann harte Lehmofenwandung ;-).

Doch der Unkenntnis des Materials Lehmverbund geschuldet, hatten wir nicht bedacht, dass dieser so arg schwinden würde.
Fazit: Die Drahtgeflechteinlagen, welche aus irgendwelchen, unerklärlichen, pysikalischen Gründen (Ironie) nicht in solcher Form schwinden würden, drangen nun nach aussen und separierten teilweise die Lehmschichten an den Stirnseiten des Ofens.

Ergo, hieß es nun die Drahtgeflechte an den Stirnseiten des Ofens freizulegen, zu kürzen und gleich auch noch die entstandenen Schwundrisse der Oberfläche und am Boden zu keilen, als auch gleich für nachfolgende Schichten „anzurauhen“.

Und da wir schon dabei waren zu batzeln, setzten wir auch noch gleich zwei kleine Rohre vorn für Zirkulationsfrischluft ein.

Nachdem wir dann alles frisch aufgefüllt und verspachtelt hatten, mussten wir wieder warten .. warten .. warten .. aber nicht sehr lange denn ….

 [Holger Berg]


Tag 6 – 28.05.2016: Neugier, Ungeduld und neue Erfahrungswerte:

Aus der Erfarhrung heraus, wie stark der Lehmverbund schwinden würde, wollten wir nicht lange warten, um den Ofen leer zu räumen und somit dem Material die Möglichkeit zu bieten, auch von innen schneller trocknen zu können. Dies kam unserer Neugier und gepflegten Ungeduld natürlich auch sehr entgegen.

Bevor wir den Ofen ausräumten, bekam dieser nochmals einen weiteren Schichtaufbau. So nun steht er da, stabil, ausgeräumt und mächtig.

Das dezente Lächeln mit einem Hauch Vorfreude im Gesicht des Abteilungsleiters Lagerleben suggeriert mir irgendwie, dass es gut geworden ist bis jetzt 😉

[Holger Berg]


Tag 7 & 8 – 11.+12.06.2016: Jetzt wirds spannend .. die zarte Form des Einheizens
Nun folgten die spannensten Stunden, nachdem klar war, dass er hält …

… die Feuertaufe, also
das anfeuern
und einbrennen.

Hierbei wird das restliche Wasser zum verdampfen gebracht und der Lehmverbund eingebrannt und dem Ofen die Möglichkeit gegeben zu reissen, was völlig normal ist, denn diese schießen sich wieder nach dem Erkalten.

Bei unserem Prototyp waren einige Risse etwas größer als erwartet, welche wir dann wieder separat nach dem Erkalten verschlossen hatten.

Nach den ersten beiden Einbrennvorgängen mit jeweils 5-6h, zuerst mit wenig Glut und dann mit vollem Gar- und Brennraum, wurde der Ofen für „die erste Ölung“ und die Versiegelung der Edelstahlwanne vorbereitet.

[Holger Berg]

Und wie bewegt man nun solch ein Monster ambitentegerecht?

Tja, diese Frage haben wir uns eingehen immer wieder gestellt und sind dann auf die Idee gekommen, dass eigentlich nur ein Wagen den Ofen mobil genug machen kann auf dauer für eine Veranstaltung.

Aber welcher Wagen (außer einem Hubwagen, der wegen fehlendem Ambiente ausschied) kann auf Dauer einen Lehmofen mit geschätzt 380kg fortbewegen, ist mit modernen Transportfahrzeugen an Ort und Stelle zu bringen, ist nicht zu globig und auch noch dem Ambiente zu diensten?

Dank Recherge und einem uns bekannten Schreiner und Wagenbauer, welcher sich hiermit in unserer Liste der ewigen Helden und abendlichen Gebete einreihte, entstand dieser wunderschöne und stabile Pritschenwagen.

Hier noch in der der rohen geschliffenen Version ohne Öl-Versiegelung und Ofeneinfassung.

Wer nicht glaubt, dass dieser einen 380kg-Ofen tragen und vertragen könnte, aben wir weder Kosten noch Mühen gescheut, um das Gefährt einem der schwersten Belastungstests, durch fachlich kompetente und erfahrene Mitglieder, zu unterziehen:

Kein quietschen oder knarzen, somit ist der Wagen bereit um ihn zu zerlegen und alle Teile materialgerecht zu versiegeln und zu schmieren …
… aber das ist eine andere keine Geschichte.

[Holger Berg]


Nachdem der Wagen final dann noch mehrfach geölt wurde, war der Lehmofen bereit für die Küchenmeysterey.

… the end …